DIE GESUNDHEIT Natur und Medizin |
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Heilpflanzen und ihre Kräfte Ein Ratgeber für Fragen der Gesundheitsmedizin auf natürlicher BasisVom Gebrauch der Heilpflanzen - Über Tee und Teemischungen, Kräuterauflagen, Salben, Umschläge, Extrakte, Tinkturen usw.
Wir wissen, dass der frühe Mensch aufs engste mit der Natur verbunden lebte. In Tälern, Wäldern und in den Bergen hatte er seine Heimstätte. Dieses ständige Leben in und mit der Natur weckte in ihm einen ausgeprägten Sinn für das Verhalten der Tiere und für die Kräfte und Wirkungen der Pflanzen. Dabei ist bemerkenswert, dass gewisse Heilpflanzenanpreisungen aus ältester Zeit heute von den exakten Wissenschaften bestätigt werden. Ohne chemische und pharmakologische Kenntnisse zu besitzen, verließen sich unsere Urahnen einzig auf ihren gut entwickelten, natürlichen Spürsinn, auf ihre innere Stimme, ihre Intuition. Dieses äußerst feinfühlige, sensible Lebensvermögen hat sich der Mensch durch Überzivilisation, Entfremdung von der Natur, durch Technik und Alltagshetze selbst fast vollständig zerstört. Auch durch sorgfältiges Beobachten der Tierwelt vermochte der Mensch wertvolle Erkenntnisse für seine noch junge Pflanzenheilkunde zu gewinnen. Die nachstehende Aufzählung möchte einen Eindruck vermitteln von der bunten Vielfalt der tierischen Verhaltensmuster im Umgang mit Pflanzen. Dabei muss vorausgeschickt werden, dass einige der Beispiele sich auf wissenschaftliche Beobachtungsergebnisse stützen, während andere eher dem reinen Volksglauben entspringen und nur legendenhaft überliefert sind. So erfahren wir, dass Hunde und Katzen ihr Bauchweh mit spitzen Gräsern lindern und dass kranke Schafe Schafgarbenkraut fressen. Ein an einer Bilsenkrautvergiftung leidender Eber heilt sich mit Hilfe der frischen Eberwurz. Die Mäuse legen sich einen Vorrat an Pfefferminzen an, um im Winter leistungsfähig zu bleiben. Bären stärken sich in den ersten Frühlingstagen mit dem würzigen Bärlauchkraut. Ameisen pflanzen über ihren Wohnungen Thymian an. Verletzte Gemsen wälzen sich im Alpenwegerich. Die Schwalben öffnen ihren ausgeschlüpften Jungen die Augen mit dem Saft des Schöllkrautes. Die Dohle hält ihr Nest mit Tomatenblättern von Flöhen frei. An Gliedsucht leidende Kühe betten sich in Hahnenfuß, während die von der Schlange gebissene Eidechse Heilung bei der Kamille sucht. Es ist erstaunlich, mit welch wunderbarer Sicherheit die Tiere mit den Schätzen der Natur umzugehen wissen. Sie kennen die Arzneien der Natur. So fand der Mensch die Grundlagen für seine Volksmedizin nicht zuletzt durch das ständige Beobachten der Tierwelt. An all den Zeichen, gegeben durch die Natur, ging der Mensch nicht blind und gedankenlos vorbei. Die Erfahrung lehrte ihn, dass die Pflanze ihm zum Diener werden konnte; nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als wertvoller Garant seiner Gesundheit.
Die Kräuter wurden zu Beginn in ihrer natürlichen rohen Beschaffenheit angewendet, indem einfach ein Blatt, eine Rinde, eine Blüte oder eine Wurzel verzehrt wurde. Das eigene Empfinden, Gutdünken und Augenmaß bestimmten die Dosis. Eine wesentliche Voraussetzung für das große Gesundheitskapitel des früheren Menschen bildete die abwechslungsreiche Beschaffenheit seiner natürlichen Nahrung. Im Frühling dienten ihm Bärlauch, Brunnenkresse und Löwenzahn nicht nur als Nahrung, sondern sie vermochten gleichzeitig seinen Körper zu beleben und ihn widerstandsfähiger werden zu lassen. Im Juni kam der Fenchelschmaus und der Bitterklee; im Juli folgten Boretsch, Eibisch und Melissen; im August Majoran, Thymian und das Labkraut. Der Herbst bescherte ihm eine Fülle gesunder Beeren, so die Preiselbeere, die Heidelbeere, Hagebutte, Holunder, Berberitzen, Weißdorn und die Eberesche. In dieser periodischen Erneuerung wurde der menschliche Organismus auf natürliche Weise stabil, frisch und gesund gehalten - er war ein Teil vom Kreislauf der Natur, der eigentlich nur selten Heilmittel benötigte. Erst durch die Entfremdung von seiner natürlichen Lebensweise erkrankte der Mensch in zunehmendem Maße bösartig; er begann bei der Pflanze nach Hilfe zu forschen. Während langer Zeit, Tausenden von Jahren, hatte der Mensch keine anderen Heilmittel als die Pflanzen gekannt und es verstanden, diese in ihren verschiedensten Zubereitungsformen zum Wohl seiner Gesundheit einzusetzen. Zuerst wurden die heilenden Pflanzen roh und in ihrer natürlichsten Form verzehrt; der besten schlechthin. Durch die Einnahme von frischen Kräutern wird der Gehalt an Ferment, Vitaminen und Wirkstoffen überhaupt am reinsten erhalten. Einige der frühen Anwendungsformen sind uns erhalten. Beispielsweise als Salate zubereitet, nehmen wir Löwenzahn bei Gallensekretionsstörungen und zur Blutreinigung, Boretsch bei leichter Wassersucht, Kapuzinerkresse als natürlichen Penicillinersatz, Brennessel bei Blutarmut, Brunnenkresse bei Drüsenstörungen, Bärlauch bei zu hohem Blutdruck, Gundelreben bei Nieren- und Blasenentzündungen. Bei der Zubereitung der Kräutersalate wird eine Handvoll geschnittener Kräuter mit Kopfsalat oder Endivien gemischt und mit Essig, Öl und Gewürzen angerichtet. Es waren verschiedene Ursachen, die zur allmählichen Verdrängung der ursprünglichen Anwendungsformen geführt haben. Das Verlangen nach Konservierung und intensiverer Nutzung mag dazu beigetragen haben. Hinzu kam, dass im Verlaufe der Zeit die Verarbeitung der natürlichen Heilmittel zu einer Lehre erhoben wurde. Bedeutende Impulse erfuhr diese Lehre von der Arzneimittelherstellung durch den Leibarzt des römischen Kaisers Marcus Aurelius: Galenos (131-201), der als der Begründer der Arzneikunde gilt. Noch heute spricht man von «Galenik», worunter die pharmazeutische Verarbeitung von Pflanzen zu Tinkturen, Extrakten, Salben, Mixturen, Pillen und anderem mehr verstanden wird. Diese verschiedenen Applikationsformen und Zubereitungsprozeduren sollen im folgenden näher betrachtet werden. TEE die am weitesten verbreitete KräuterzubereitungsformDie Verarbeitung zu Tee entstand aus dem Bedürfnis heraus, einzelne Kräuter auch im Winter zur Bekämpfung von Krankheiten einsetzen zu können. Zu diesem Zweck musste ein natürliches Konservierungsverfahren gefunden werden, das Gewähr bot für eine möglichst vollständige Erhaltung der Pflanzenheilkräfte. Die Kräuter werden nach der Ernte an frischer Luft oder im Schatten bei höchstens 35 Grad Celsius getrocknet. Pflanzen, die nicht hauptsächlich ätherische Öle enthalten, vertragen auch höhere Temperaturen (50°-60°). Durch den Wasserentzug wird die Bildung von Gärungsfermenten unterbrochen. Den Pilzen und Bakterien wird der Nährboden und somit die Entwicklungsgrundlage entzogen; denn während die Bakterien einen Wassergehalt von 40-50% benötigen, sind die Pilze auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 15-20% angewiesen. Die Pflanzen dürfen jedoch nicht vollständig austrocknen; der Feuchtigkeitsgrad gut getrockneter Kräuter liegt bei etwa 10%. DAS TROCKNEN DER HEILPFLANZENZum Trocknen werden die frisch geschnittenen Pflanzen auf einem Leintuch, auf Packpapier oder in einem Kunststoffsieb mit Holzrahmen in einer dünnen Schicht ausgebreitet oder zu Kräutersträußchen gebunden auf dem Dachboden aufgehängt. Räume mit Zementböden eignen sich nicht. Die zu trocknenden Pflanzen sind vor Feuchtigkeit und Ungeziefer zu schützen. Die Ernte ist peinlich genau zu sortieren. Stark riechende Pflanzen, wie etwa das Liebstöckel, werden von den übrigen getrennt getrocknet. Blütendrogen wie Mohn, Königskerzen, Johannisblüten und Arnika müssen rasch getrocknet und von direkter Sonnenbestrahlung und dem Tageslicht ferngehalten werden. Rinden und Wurzeln dürfen an der Sonne getrocknet werden. Wurzeln werden von der Erde befreit, schnell gewaschen und anschließend der Länge nach zerschnitten und zu ganz kleinen Stücken zerhackt. Die Kräuter sollen möglichst wenig und nur mit sauberen und trockenen Händen angefasst werden. Getrocknete Pflanzen dürfen auch nicht mit frischen Kräutern vermischt werden. Rinden und ganze Pflanzen werden nach dem Trocknen zerkleinert.
LAGERUNG DER KRÄUTERDie getrockneten und zerkleinerten Pflanzen werden locker in gut schließende Gefäße wie Gläser oder Büchsen (keine Plastiktüten) gefüllt und vor Licht und Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt. Die Gefäße werden mit der Angabe der Erntezeit versehen. Durch langes Lagern verlieren die Kräuter ihre Heilkraft. Sie sollten daher jährlich ersetzt werden. Reste können als Heublumenersatz zu Bädern oder Kräutersäcken verwendet werden. DER TEE UND SEINE ZUBEREITUNGSFORMENJe nach der Beschaffenheit und Zusammensetzung seiner Kräuter muss der Тee verschieden zubereitet werden. Bei Kräutern mit einem hohen Gehalt an ätherischen Ölen und Schleim ist der Rohkosttee oder Kaltwasserauszug angezeigt (Mazerat). Ein Teelöffel voll getrockneter Kräuter wird mit einer Tasse kaltem Wasser übergössen und während 8-12 Stunden bei Zimmertemperatur stehengelassen. Anschließend wird das Ganze leicht erwärmt, abgesiebt und möglichst ungesüßt getrunken. Bei schwer ausziehbaren Pflanzenteilen wie Rinden, Wurzeln oder Hölzern wird eine Abkochung (Dekokt) durchgeführt. Ein Teelöffel dieser getrockneten Präparate wird in einem emaillierten Gefäß (kein Metall!) in 1-2 dl Wasser 2-3 Minuten lang auf kleinem Feuer gekocht, man lässt ihn noch kurz ziehen und siebt dann ab. Die Abkochung ist eine wenig schonende Form der Teezubereitung. Sie sollte gewählt werden, wenn es ausdrücklich empfohlen wird. Die bekannteste Teezubereitungsart ist der Aufguss (Infus). Ein Teelöffel voll getrockneter Kräuter wird in einer angewärmten Tasse mit kochendem Wasser überschüttet. Anschließend lässt man den Aufguss 5-10 Minuten lang zugedeckt ziehen, siebt ihn ab und trinkt den Tee ungesüßt. Die gleichen Zubereitungsformen gelten selbstverständlich auch für Tees aus frischen Kräutern.
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