DIE GESUNDHEIT Natur und Medizin |
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Heilpflanzen und ihre Kräfte Ein Ratgeber für Fragen der Gesundheitsmedizin auf natürlicher BasisMensch und Pflanze - Die Heilpflanze in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft(Fortsetzung) Die Grundlagen zur nachfolgenden Betrachtung sind im sehr umfangreichen Werk des Geistesforschers Rudolf Steiner (1861-1925) zu finden. Es ist üblich, eine Pflanze durch die Betrachtung ihrer Einzelorgane zu studieren: Kelch, Krone, Staubblätter, Fruchtblätter, Frucht, Samen, Laubblätter, Wurzel, usw. Fein säuberlich sind diese Organe zu trennen, nach Maß und Zahl und mikroskopischer Beschaffenheit zu bestimmen: auch das muss gemacht werden. Im Sinne des naturwissenschaftlichen Axioms: das Ganze = die Summe aller Teile, müsste sich nun aus diesen Einzelorganen die Pflanze wieder als Ganzes rekonstruieren lassen. Jedermann weiß, dass dies nicht gelingt. Denn für ein Lebewesen gilt: Organismus = Summe der Organe + «Plan des Architektenn » (= Bauplan der Pflanze, Baumeister, Geistwesenheit oder wie man diese in der naturwissenschaftlichen Formel fehlende Dimension nennen mag). Goethe nannte es so: «Man hat zwar die Teile in der Hand, fehlt nur das geistige Band!» Wir zerstören beim rein analytischen Vorgehen die Pflanze, sowohl leiblich wie ideell. Versuchen wir eine Pflanzenbetrachtung ohne Seziermesser und ohne Mikroskop. Gehen wir dabei möglichst vorurteilslos von einfach-wahrnehmbaren Phänomenen aus und ziehen wir naturwissenschaftliche Kenntnisse nur dann zu Hilfe, wenn sie die gewonnene Erkenntnis unterstützen. Die Pflanze ist ein äußerst polares Wesen, das als «zwischen Himmel und Erde» eingespannt erscheint. In die Erde breitet sich, vom Keimmittelpunkt weg (zentrifugal) , großräumig, strahlig (radiär) das Wurzelwerk aus, der Gegenpol zeigt mit seiner Entwicklung der Kreise von Kelch-, Krön-, Staub- und Fruchtblättern in Richtung des Blütenmittelpunkts (zentripetal) , eine kleinräumige, kugelförmige (sphärische) , zur Hohlraumbildung neigende Entwicklung. Und die Mitte? Hier tritt das «Sowohl-Als-auch» hervor: strahlige Stengel und Nervatur mit rundenden Blattspreiten in einer gesetzmäßig verlaufenden Metamorphose von unten nach oben hin. Allein diese einfache Betrachtung lässt uns die Pflanze als ein dreigegliedertes Wesen erkennen. Wir werden dieses dreigliedrige Pflanzenbild nun auf einer anderen, mehr physiologischen Ebene neu und ausführlicher entwerten. Wer an eine Pflanze herangeht, empfängt als erstes Bild die Farbigkeit ihrer Blütenwelt: die Blüten bilden den Kontaktpunkt zu den ersten Seelenerlebnissen des Menschen. Wenn der Duft der Pflanze nicht unmittelbar wahrnehmbar ist, geht man auf die Pflanze zu und bringt die Nase an die Blüte heran. Oft erreicht uns der Duft von weitem. Man weiß, dass die Mengen an Duftstoffen, welche die menschliche Nase wahrnehmen kann, unwägbar sind. Diese Duftstoffe werden ätherische Öle genannt und sind nach chemischer Deklaration flüchtige, organische Verbindungen. Überlegt man sich nun, unter welchen Bedingungen solche Feinstofflichkeiten wie die ätherischen Duftstoffe (aber auch die Blütenfarbstoffe) Zustandekommen, so finden sich als Urheber Wärme (das «Feuer») und Licht. Ohne Wärme und Licht keine ätherischen Öle, keine Blütenfarbstoffe! Je wärmer das Klima, desto wärmeverwandter sind die gebildeten Duftstoffe. Der im heißesten und hellichten Sonnenklima Südfrankreichs wachsende Rosmarin bildet ein ätherisches Öl, das den höchsten Verbrennungswert (Wärme-Energie) unter den ätherischen Ölen aufweist. Naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse bestätigen diese rein phänomenologischen Betrachtungen. Es ist heute bekannt, dass kein ätherisches Öl gebildet werden kann ohne die Mitwirkung von Phosphor in Form der Pyrophosphorsäure. Was heißt das! Pyr ist das griechische Wort für <Feuer>, phosphor ist eine griechische Wortzusammensetzung, die <Lichtträger> bedeutet. Nur durch den «feurigen Lichtträger» kommt somit ätherisches Öl zustande. Die Brennbarkeit gehört zur Blüte wie die Ausdehnung, die Stoffverfeinerung. Wärmeprozesse finden gesteigert in der Blüte statt; die Temperatur innerhalb der Blüte ist - wenn auch manchmal nur im Mikrobereich messbar - höher, als außerhalb derselben. Es gibt tropische Aronstabgewächse (Amorphophallus) , die in ihren Blütenkolben eine Temperatur haben, die 10—151 höher liegt als außerhalb des Kolbens. Dadurch sind die Blüten in der Lage, Stoff-Abbau-Prozesse soweit durchzuführen, dass flüchtige, sehr spezifische (in diesem Falle für den Menschen unangenehm riechende) Geruchstoffe entstehen, womit sie die zur Pflanze gehörenden Insekten anlocken. Auch das ist ein Phänomen, das zur Blüte gehört: die Blüte lebt in Kooperation mit ganz bestimmten Vertretern der Tierwelt: mit Schmetterlingen, Motten, Fliegen, Mücken, Käfern, Bienen, Wespen und Vögeln. Ohne Tierwelt keine Pflanzen, ohne Pflanzenwelt keine Tiere. In den mexikanischen Wäldern lebt eine besondere Bienenart, die für die Bestäubung der Vanille-Orchis sorgt. Ohne diese Bienen keine Vanille, ohne Vanille nicht diese Bienen. Die Vanille-Kulturen außerhalb Mexikos, z.B. auf der französischen Insel Reunion, werden nur durch arbeitsintensive Kunstbestäubung ermöglicht. Es gibt eine Yucca-Pflanze, die von einer bestimmten Motte abhängig ist. Diese Motte kriecht in die Blüte hinunter, sammelt den Blütenstaub, knetet diesen zu Pillen, klettert mit der Pille am Pistill hoch und pfropft die Pille in die Narbe. Nur so kann die Yucca weiterleben, nur mit der Yucca ist die Motte arterhaltungsfähig. Zum zentrifugalen (mittelpunktfliehenden) «Auflösungsprozess» in der Blüte gehört auch das Phänomen des Stäubens. Die Milliarden mikroskopisch kleiner Pollenkörner steigen bis in die Stratosphäre unserer Erdhülle hinauf! Ein letztes Phänomen, das wir hier anführen wollen, ist die Hinfälligkeit (Auflösungstendenz) der Blüte. Sie lebt kurz, einige Tage, einen einzigen Tag, manchmal nur Stunden. Wenden wir uns nun dem Gegenpol zu, dem Wurzelbereich. Nicht hell und warm, sondern dunkel und kalt ist es dort. Farbe? Nun, im allgemeinen nur undefinierbare Tönungen von grau, braun und schwarz. Dennoch gibt es stark gefärbte unterirdische Pflanzenorgane: die gelbe Karotte, die rote Beete, das rote Hypokotyl des Radieschens. Aber in diesen Fällen hat sich die Farbstoffbildung, die für die Blüte ganz am Platze wäre, bis in die Wurzel verlagert. Dieses abnormale Benehmen hat - wie wir noch sehen werden - eine besondere Bedeutung, die in Richtung Heilprinzip weist. Wie aber steht es mit dem Duft unter der Erde! Nicht gerade angenehm, eher muffig, erdig-schimmelig. Dennoch gibt es auch hier «Abnormalitäten», wenn wir an die Bildung der ätherischen Öle in der Baldrian-, Liebstöckel- und Bibernellwurzel denken, um nur einige zu nennen. Auch hier entdecken wir Hinweise auf «Blütenprozesse» an außergewöhnlicher Stelle, welche diese Pflanzen zu Heilpflanzen machen. Brennbarkeit ist bei der Wurzel nicht am Platz, auch nicht eine Stoffverfeinerung. Im Gegenteil: die Wurzel nimmt aus der sie umgebenden Mineralwelt Stoffe auf in zentripetal (mittelpunktsuchend) gerichtete Verdichtungs- und Verhärtungsprozesse. Stoff-Anschoppung unter gleichzeitigem Erheben der toten, mineralischen Stofflichkeit auf die Lebensstufe. Hier geht alles in die Schwere, ins «Ge-wichtige». Auch ist die Wurzel - im Gegensatz zur Blüte - sehr vital und überlebt oft jahrelang. Die Mitte der Pflanze, der beblätterte Spross, bildet das Gebiet des «Sowohl-Alsauch», des Rhythmus. Nicht nur die rhythmische Gliederung der Knoten (nodi) und Stengelglieder (intemodia) , sondern auch die Tag/Nacht-Einstcllung der Blätter zum Licht, die Prozesse des Aufbaus am Tage und des Abbaus in der Nacht, der aufsteigende und absteigende Saftstrom, der den Spross durchfließt: alles dies sind rhythmische Phänomene. Damit haben wir wiederum die Pflanze als ein dreigliedriges Wesen - Wurzel-Blatt-Blüte-Frucht - vor uns. In beiden Fällen sind wir vom Urphänomen der Polarität ausgegangen, d. h., wir haben es tatsächlich mit zwei polarentgegengestellten Kraftzentren zu tun, die zu einem und demselben Kräftefeld gehören. Eine solche Polarität erfordert eine Mitte, ein vermittelndes Prinzip. Nur so wird es möglich, dass die polaren Kräftewirkungen - von ihren Schwerpunkten aus - auch zu ihren Gegenpolen durchschwingen können. Es zeigt sich somit, dass wir es hier mit einem echten Rhythmus zu tun haben, wo sich die Pendelprozesse wiederholen, (ver) wandeln oder steigern. Bevor wir nun aus diesem allgemeingültigen dreigliedrigen Pflanzenbild die Heilpflanze ableiten, wollen wir uns auf den Menschen besinnen, zu dem die Pflanze -als Heilpflanze - eine Beziehung gewinnen sollte.
Die Menschen haben ihre Wesenheit von den Wesenheiten der Naturobjekte, also auch der Pflanzen, auf dem gemeinsamen Entwicklungsweg getrennt. Mittels Erkenntnisprozessen vermag der heutige Geisteswissenschafter den Wesenszusammenhang wieder herzustellen. Es muss der Arzt durch geisteswissenschaftliche Schulung die Pflanze zu finden versuchen, die zu einem bestimmten Krankheitsbild das Gegenbild in der Natur darstellt: die Heilpflanze. Das geisteswissenschaftliche Menschenbild kann hier nur aphoristisch skizziert werden. Auch der Mensch ist ein dreigliedriges Wesen (nicht nur nach Leib, Seele und Geist): Im Kopf - im oberen Pol - haben wir es mit stark verfestigenden, verhärtenden Kräften zu tun, die mit ihrer Schädelknochenbildung das Gehirn umschließen und den Sinnesorganen schützend eine Wohnung verschaffen. Die härteste Substanz befindet sich im Kopf: das Zahnemail. Im Kopf ist vorwiegend das Nerven-Sinnes-System (NSS) lokalisiert; es hat seine Ausläufer bis in die Finger- und Zehenspitzen. Die Nervensubstanz «lebt im Schatten des Todes». Der Mensch wird mit vielen Millionen Nervenzellen geboren; es kommt im Laufe seines Lebens keine einzige Zelle dazu; wohl sterben viele ab, aber keine einzige regeneriert. Im Kopf ist es kühl (wäre es heiß, so wäre man krank, hätte man Fieber), es herrscht dort Ruhe (bei Gehirnerschütterungen besteht Unruhe, wird denken unmöglich). Das Denken ist lebendig, hat wohl «Regeneration» (Erinnerung, Vorstellung); Gedanken reihen sich an Gedanken. Die Bewusstseinsprozesse sind von Todesprozessen begleitet. Denken heißt Abbauen! Sobald wir morgens beim Aufwachen zu denken anfangen, bauen wir ab, bis wir gegen Abend derart abgebaut haben, dass wir vor Müdigkeit leicht in die erholsame Nacht-Schlafphase hinübergehen.
Den Gegenpol haben wir im Unterleib, am Bauchpol zu suchen, im sogenannten Stoffwechsel-Gliedmassen-System (SGS) . Dort ist der Mensch bedeutend wärmer als im Kopf (die Mitte, das Blut im Blutkreislauf sorgt für den 37-Grad-Ausgleich) - es herrscht in den Bauchorganen reges Leben - zu rege, wenn die Eingeweide spürbar, oft hörbar kollern. In diesem Gebiet wird aufgebaut, hier wechselt die Substanz (Stoffwechsel), sterben täglich Millionen von Zellen in der Darmschleimhaut oder im Blut (rote Blutkörperchen), die jedoch sofort ersetzt, regeneriert werden. Im Unterleib reproduziert sich der Mensch (Geschlechtsorgane). Dies alles verläuft im Unbewussten. Nur wenn wir irgendwie krank sind, tritt Bewusstsein auf in Form von Schmerz. In diesem Bereich liegt die Basis für unser Wollen und für die unbewussten Bewegungen unserer Gliedmassen. Diese zwei entgegengesetzten polaren Bereiche im menschlichen Körper werden durch einen mittleren Bereich miteinander verbunden: es ist dies der Bereich des rhythmischen Systems (RhS) . Es hat einen doppelten Aspekt: die Atmung ist dem NSS, der Blutkreislauf dem SGS zugewendet. Mit einem konstanten Verhältnis von einem Atemzug zu vier Pulsschlägen schafft das RhS den Ausgleich zwischen NSS und SGS. Wenn einer der beiden Pole aus dem Gleichgewicht gerät, also zu stark dominiert oder in seiner Funktion erlahmt, so haben wir es mit Krankheit zu tun. Das harmonische, ideale Verhältnis 1:4 (Atem: Puls) ist dann auch verändert. Eigentlich ist das RhS fortdauernd - von Geburt bis zum Tode - bestrebt, die Waage zwischen den beiden an sich krankmachenden Polen zu halten. Greifen Nerven-Sinnes-Prozesse über längere Zeit zu stark in den Körper ein, schießen sie über die «Mitte» hinaus, so können «Verhärtungen», Skleratisierungen aller Art entstehen; greifen Stoffwechselprozesse zu stark dort ein, wo sie nichts zu suchen haben, so kommt es zu «Auflösungen», Entzündungen. Selbstverständlich sind dies nur ganz prinzipielle, aber generelle Andeutungen, prototypische Charakterisierungen dessen, was als Grundlage für eine Erweiterung der Heilkunst dienen könnte. Fassen wir die grundsätzliche Überlegung hinsichtlich Gesundheit und Krankheit zusammen: Das harmonische Gleichgewicht der polar entgegengesetzten Wirkungen des Sinnes-Nerven-Systems und des Stoffwechsel-Gliedmassen-Systems bedeutet Gesundheit. Jede Störung in diesem Gleichgewicht bedeutet Krankheit. Es ist eine geniale Entdeckung Rudolf Steiners, wenn er sagt, eine Pflanze sei dann Heilpflanze, wenn sie in irgendeiner Weise, sei es physiologisch und/oder morphologisch, eine Verzerrung, Verzeichnung, Abnormalität aufweise, wenn also die harmonische Dreigliederung von Wurzel-Blatt-Blüte/Frucht gestört sei. Die harmonisch dreigegliederte Pflanze ist keine Heilpflanze! Bei ihr können wir - als Hilfsmaßstab - nur das Verhältnis Wurzel : Blatt : Blüte mit 1:1:1 angeben. Zeigen wir nun an typischen Beispielen, wie eine einseitige Betonung eines der drei Prinzipien in der Pflanze das Heilprinzip bedeutet.
Es gibt eine Pflanze, die unter der Erde eine riesige Wurzel bildet, einen richtigen «Wasserkopf» (man kann davon Wurzeln bis zu 10 kg Gewicht ernten !), über der Erde jedoch ein schlank rankendes, fein ziseliertes Blattwerk von vielen Metern entfaltet mit ganz kleinen, unscheinbaren, blass-gelben Blütchen, die sich im Herbst -je nach Sorte - in rote oder schwarze Beeren umwandeln. Es ist dies die Zaunrübe (Bryonia dioica oder Bryonia alba) . Die Zaunrübe ist ein Kürbisgcwächs (Cucnrbitaceae) . Wie ist der Cucurbitaceen-Typus gestaltet? Wer kennt nicht die kolossalen Früchte wie Melonen, Kürbisse, Kalebassen, Gurken? Die Pflanzen haben große, zum Teil sehr große Blätter und große, gelbe Blüten. Diese normalen Kürbisgewächse sind keine Heilpflanzen, man verwendet sie für erfrischende Fruchtsäfte oder als Gemüse. Die Zaunrübe aber macht den «Blüten-Fruchtprozess» bereits unter der Erde durch, so dass für die wirklichen Blüten und Früchte kaum noch etwas übrig bleibt! Das Verhältnis der drei Funktionsbereiche Wurzel: Blatt: Blüte/ Frucht könnte hier mit 5:1:1 angegeben werden. Diese Wurzelabnormität deutet in Richtung Heilkraft: die Wurzel der Bryonia wird zu Heilmitteln verarbeitet. Im zweiten Beispiel erscheint die Pflanze als ausschließliches «Blattwesen». Vom frühestens Frühling bis weit in den Herbst hinein sieht man von ihr - obwohl ihr Wurzclwerk nicht unbedeutend ist - nur den gewaltigen Blattbusch. Schneidet man nach etwa sechs Wochen den Spross ab, so wächst er bald ebenso üppig nach; man kann dann den Schnitt noch einige Male wiederholen. Die fahlgrauen Blütchen sind derart unscheinbar, dass die meisten Menschen sie nicht einmal wahrnehmen. Wir meinen die Brennessel (Urtica dioica) . Die Brennessel ist eine Blatt-Heilpflanze: das Verhältnis der drei Funktionsbereiche könnte man mit etwa 2:5:1 angeben. Im dritten Beispiel blüht und fruchtet die Pflanze, nachdem sie eine kleine, unbedeutende Blattrosette am Boden gebildet hat, in einer mächtigen lustvollen Fülle. An ihr findet man die weißen Blütchen und die taschenförmigen Früchtchen (Schötchen) immer gleich nebeneinander. Das Hirtentäschchen (Capsella bursa-pastoris) lebt sich scheinbar ganz im Blühen und Fruchten aus und ist eine Blüte/Frucht-Heilpflanze mit einem ungefähren Verhältnis der drei Glieder von 2:1:5. Nachdrücklich sei noch darauf hingewiesen, dass diese Verhältniszahlen nur als richtungsgebend gemeint sind. Jetzt kommt die zweite Erkenntnis der geisteswissenschaftlichen Betrachtung. Die Beziehung Pflanze-Mensch sieht so aus, dass Wurzelprozesse den Kopfprozessen, Blütenprozesse den Stoffwcchselvorgängen und Blattprozesse den rhythmischen Abläufen im Menschen entsprechen. Der Mensch ist eine umgekehrte Pflanze, oder anders gesagt: im Menschen steckt - prozessual gesehen - eine umgekehrte Pflanze! Man versuche sich dies anhand der geschilderten Phänomene selber klar zu machen. Als Hilfe sei hier nur die Beziehung der beiden Mittenbereiche hervorgehoben: der Mensch atmet mit Hilfe des Eisens im roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) , die Pflanze «atmet» mit Hilfe ihres grünen Blattfarbstoffes (Chlorophyll) . Diese Substanzen sind nicht nur chemisch sehr nahe verwandt, sondern zeigen ihre polare Zugehörigkeit auch dadurch, dass das rote Hämoglobin unter bestimmten experimentellen Bedingungen im ultravioletten Licht grün aufleuchtet, das grüne Chlorophyll im UV-Licht rot erscheint: Hinweise auf die Urbeziehung Mensch-Pflanze!
Nun wird verständlich, dass man mit Wurzelheilmitteln auf das NSS, auf den Kopf, mit Blattheilmitteln auf die Mitte, das RhS und mit Blütenmitteln auf das SGS einwirken kann. Unsere Zaunrübe, dieser «Wasserkopf», ist tatsächlich ein hervorragendes Mittel, wenn der Mensch einen so mächtigen Fließschnupfen hat, dass ihm das Wasser aus Nase und Augen strömt und ihm der Kopf zu bersten droht. Da ist Bryoniae Radix in geeigneter pharmazeutischer Zubereitung das wirksame Mittel.
Von der Brennessel weiß man, dass mit ihr Blutarmut im günstigen Sinne beeinflusst werden kann. Die Brennessel ist als Blatt-Heilpflanze ein Medikament für die «Mitte», für das RhS, hier besonders für die Blutseite. Die Brennessel ist überdies eine Pflanze, die souverän mit Eisen umzugehen versteht. Von ihr kann der Mensch, der nichts mehr mit dem ihm angebotenen Eisen der Nahrung anfangen kann (von Mangel ist eigentlich nicht einmal die Rede), lernen, wie er es machen soll: die Brennessel ist Lernbeispiel der Natur für eine verlorene Fähigkeit des Menschen. Und das Hirtentäschchen? Es ist ein altbewährtes Heilmittel für den Blutkreislauf im Unterleib, besonders bei Frauen. Als Blüte/Frucht-Heilpflanze hat es Beziehung zum SGS des Menschen, zum Geschehen im Unterleib. Es wirkt speziell blutungsregulierend im Bereich der Gebärmutter (wie auch bei anderen Blutungen). Wer die «Königin der Nacht» kennt, diesen Kaktus, der botanisch Selenicereus grandiflorus heißt, weiß, dass sich diese Pflanze ganz merkwürdig, ja sogar «unanständig» benimmt, eben wie eine Königin der Nacht: Sie blüht auf, wenn andere schlafen! Etwa im Juni blüht jeden Abend im Dunkeln eine Blüte auf. Hier können wir also eine höchste Abnormalität in der Blüh-Rhythmik beobachten. Obendrein hat die Pflanze keine Blätter (botanisch gesehen sind die dicken Kaktussprösse selbstverständlich stark reduzierte Blätter), was nochmals einer Verzerrung im rhythmischen System entspricht. Demnach muss es sich wohl um eine Pflanze mit Heilkräften für das rhythmische System des Menschen handeln. Und so ist es auch: dieser Kaktus ist eine Herzheilpflanze. Erinnern wir uns jetzt an die Pflanzen, bei denen die Bildung der ätherischen Öle, die normalerweise im Blütenbereich stattfindet, bis in die Wurzelregion hinunter gerutscht ist: Baldrian, Liebstöckel usw.. Diese Bildung von ätherischen Ölen an ungewohnter Stelle bedeutet Heilkraft; sie ist der Grund dafür, dass diese Pflanzen Heilpflanzen sind. Hier sind die Grundlagen gegeben für eine neue, zukunftsweisende Heilpflanzenkunde, die nicht von Stoffen - geschweige von Wirkstoffen - ausgeht, die jedoch als Erweiterung und Ergänzung der einseitigen naturwissenschaftlich-materialistischen Arzneistoffekunde gedacht ist. Sie ist menschenfreundlich und vermag wesentlich zur Vermenschlichung der modernen Medizin beizutragen. Willem F. Daems Zum Thema: |
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